Bericht vom Ausbildungstörn der RGV 19.09.-25.09.2015

RGV Ausbildungstörn Delfzijl – Enkhuizen

Text: Marcel Buffat; Fotos: Claudia Schreier, Rolf Bill

Die RGV-Mitglieder Claudia Schreier, Rolf Bill und Marcel Buffat sowie Michel Leuenberger (RG Bodensee) segelten zusammen mit Skipperin Ute Kunze und Skipper 2 Riet Schocher durch die Nordsee, das Wattenmeer und das Ijsselmeer von Delfzijl nach Enkhuizen. Der Törn dauerte vom 19. September bis zum 25. September 2015. Über ihre Erlebnisse auf diesem Ausbildungstörn der RGV informiert dieser Törnbericht.

 

Tag 1: Bootsübernahme im Hafen Delfzijl

Am Samstag, 19. September 2015, hatte sich die Crew von Skipperin Ute Kunze auf dem CCS Schiff Smiling Swiss III vollständig versammelt und wurde gleich auf ihre erste Bewährungsprobe gestellt. Gleichzeitig mit dem letzten Crewmitglied stand auch der niederländische Zoll an der Reling. Die Bestätigung über die Mehrwertsteuerbefreiung des CCS vermochte die Zöllner erst noch nicht von der Zahlung der Mehrwertsteuer zu überzeugen. Aber zum Glück wurde die entsprechende Bestätigung nach kurzem Suchen doch noch in einem der zahlreichen Ordner an Bord gefunden. Nachdem wir die Belastung der Bordkasse durch die Mehrwertsteuerschulden abwenden konnten, verstauten wir das Gepäck und bunkerten die getätigten Einkäufe. Danach machten wir uns bereit für eine ausführliche Sicherheitseinweisung. Während der Einweisung übten wir die seitliche Bergung mittels Spifall und Winsch. Jedes Crewmitglied konnte dabei die verschiedenen Positionen (inkl. Opfer, das wie ein Sack Kartoffeln in den Seilen hing) einnehmen. Auch die Funktionsweise der an Bord verfügbaren Schwimmwesten wurde ausführlich demonstriert.

 

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Bergung mittels Spifall Test der Schwimmweste

 

Nach Abschluss der Sicherheitseinweisung machte sich der Navigator bereits an die Planung des ersten Schlags von Delfzijl nach Borkum. Zum Abendessen gingen wir in ein nahegelegenes chinesisches Restaurant, wo wir uns am reichhaltigen Buffet verpflegten. Zurück auf dem Schiff legten wir uns rasch in die Kojen. Die Gezeitenströme sahen für den nächsten Tag einen frühen Start vor.

 

Tag 2: Von Delfzijl nach Borkum

Nachdem der Tagesskipper und der Navigator das Briefing der Crew abgeschlossen hatten, legte die Smiling Swiss III um Punkt 06:30 in Delfzijl ab. Unter der Anleitung der Skipperin übten wir im Hafenbecken des Delfzijler Hafens die ersten Hafenmanöver. So konnten wir uns alle mit der Führung der Yacht unter Motor vertraut machen. Dabei stellten wir fest, dass es schwierig ist, bei Rückwärtsfahrt gegen den Radeffekt anzukämpfen. Etwas, das wir bei der zukünftigen Planung der An- und Ablegemanöver auf diesem Törn berücksichtigen müssen.

Nach dem Abschluss der Hafenmanöver glitt die Smiling Swiss III mit dem Gezeitenstrom Richtung Borkum, vorbei an den Industrieanlagen von Delfzijl entlang der Emsmündung. Unterwegs haben Navigator und Skipper einen Bereich für das Training von weiteren Manövern definiert. Im Dukegat konnten wir uns im Wenden, Beidrehen und Kringeln üben. Es zeigte sich, dass das Fahren von Kringeln ein gutes Notmanöver ist. Nachdem die Segel dicht genommen wurden, können mit dem Schiff ein oder mehrere Kreise gefahren werden, bis die Situation geklärt ist.

Nach Abschluss des Manövertrainings segelten wir mit dem Gezeitenstrom im Fahrwasser nach Borkum. Nach der Besprechung des Anlegemanövers legten wir am mittleren Steg an. Dabei zeigte sich, dass die Fähigkeiten im Leinenwerfen bei der Crew noch ausbaufähig waren. Entsprechend wurde sogleich ein entsprechender Übungsblock organisiert. Anschliessend bereitete die Kochmannschaft Älplermagronen zu und der Navigator kümmerte sich um die Route für den nächsten Tag. Es sollte der längste Schlag auf diesem Törn werden.

 

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der Perfekte Wurf Es besteht noch Luft nach oben

(die halbe Miete für einen guten Wurf ist eine perfekt aufgeschossene Leine)

 

Tag 3: Von Borkum nach Vlieland

Der Tag begann früh. Um 02:00 morgens standen wir auf und bereiteten nach dem Briefing die Verpflegung für den langen Schlag vor. Es gab Sandwiches, Früchte sowie Süssigkeiten und Wasser, Tee und Kaffee. Um 03:20 war die Smiling Swiss III klar zum Auslaufen. Leinen los! Der Navigator und der Rudergänger führten die Jacht sicher entlang des beleuchteten Fahrwassers hinaus aufs offene Meer. Leider hatten wir während dem gesamten Schlag den Wind direkt auf der Nase, sodass wir uns praktisch nur mit Motorkraft fortbewegen konnten. Gemäss Wachplan wurden der Rudergänger und der Navigator während des ganzen Tages regelmässig abgelöst. Dazwischen konnten sich die Crewmitglieder ausruhen. Um 15:35 trafen wir im Hafen von Vlieland ein. Die Hafeneinfahrt war aufgrund der starken Querströmung in diesem Bereich eindrücklich. Der Rudergänger meisterte die Einfahrt in den Hafen aber problemlos, sodass wir um 17:00 sicher festgemacht am Steg lagen. Die Zeit reichte noch für eine kurze Erkundungstour in der Stadt, während der Koch ein feines Tomatenrisotto zauberte und der Navigator die nächste Etappe plante. Auf dem Programm stand die Überquerung des Wattenhochs zwischen Vlieland und Oudeschild (Texel).

 

Tag 4: Von Vlieland nach Oudeschild (Texel)

Am nächsten Tag meinten es die Gezeiten besser mit uns. Das passieren des rund zwei Stunden entfernten Wattenhochs war erst am frühen Nachmittag möglich. Wir konnten daher ausschlafen. Trotzdem wollten wir den Vormittag noch mit dem Üben der Technik zum Einlaufen einer engen Hafeneinfahrt bei Seitenströmung nutzen. Um 10:30 verliessen wir mit einem mustergültigen Ablegemanöver durch Eindampfen in die Spring mit anschliessender Tellerwende den Hafen von Vlieland. Nachdem jedes Crewmitglied sich mit der Ferrygliding-Technik vertraut machen konnte, setzten wir die Segel und segelten bei strahlendem Sonnenschein mit Unterstützung der Strömung in Richtung des Wattenhochs. Bald würde sich zeigen, ob Navigator und Tagesskipper den Zeitpunkt sowie die Höhe des Hochwassers richtig berechnet hatten. Gegen 14:00 reduzierte sich die Wassertiefe auf unter drei Meter. Kurze Zeit später überquerten wir mit einer Handbreite Wasser unter dem Kiel das Wattenhoch. Da der Wind deutlich abgeflacht war und auch keine Seehunde zu beobachten waren, lenkte sich die Crew damit ab, die Notpinne auszuprobieren. Gegen Abend frischte der Wind zum Glück dann doch noch auf zarte 2 Beaufort auf, sodass wir in der Abendsonne gemütlich Richtung Oudeschild segeln konnten. Richtig stimmungsvoll war dann die Einfahrt in den Fischerhafen von Oudeschild in der goldigen Abendsonne. Um 18:25 lag die Smiling Swiss III fest vertaut zwischen den Pfählen in den Gästeboxen. Nach dem Debriefing mit Apéro spazierte die Crew ins nahegelegene Restaurant, wo sie sich bei Livemusik verpflegte.

 

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Claudia am Steuer bei der Passage des Wattenhochs Rolf hat das Schiff auch
mit der 
Notpinne fest im Griff

 

Tag 5: Von Oudeschild (Texel) nach Den Oever

Am nächsten Tag stand nur ein kurzer Schlag auf dem Programm. Da die Sicht wieder sehr gut war, stellte sich der Navigator der Herausforderung ohne Unterstützung des GPS zu navigieren. Von Seezeichen zu Seezeichen segelten wir durch die Fahrwasser im Wattenmeer. Dank Unterstützung der Strömung konnten wir trotz schwachem Wind eine Geschwindigkeit von rund 5 Knoten erreichen. Kurz nach dem Mittag trafen wir in Den Oever ein. Den Nachmittag nutzten wir für das Trainieren der Hafenmanöver. Anhand eines selbstgebastelten Holzmodells, welches sogar eine realitätsgetreue Belegung der Klampen erlaubte, wurde das Manöver vorbesprochen. Dank auffrischendem Wind konnte anschliessend das Eindampfen in und das Ausdampfen aus der Vorspring unter verschiedenen Bedingungen geübt werden.

 

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Michel hat die Fahrwasserbetonnung konzentriert im Blick Vorbesprechung des Manövers mit Riet

 

Tag 6: Von Den Oever nach Enkhuizen

Über Nacht zog ein Tiefdruckgebiet über Holland, welches dafür sorgte, dass es an diesem Tag nur einmal regnete. Da wir genügend Zeit hatten, um die Distanz bis Enkhuizen zurückzulegen, warteten wir, bis der Wind leicht schwächer wurde und das Schlimmste vorüber war. Im strömenden Regen legten wir um 11:25 ab und passierten um 11:55 die Schleuse ins Ijsselmeer. Dabei zeigte sich, dass die Smiling Swiss III auch im Süsswasser über hervorragende Segeleigenschaften verfügt. Kurz vor Enkhuizen übten wir bei schlechter Sicht Mensch-über-Bord-Manöver und dabei passierte, was passieren musste. Wir verloren die Boje aus den Augen. Dabei zeigte sich, dass man erst etwas lernt, wenn etwas schief geht. Noch nie musste sich ein Crewmitglied in der Praxis mit dem systematischen Absuchen einer Fläche befassen. Nach 30 Minuten konnten wir die unterkühlte Boje mit Pütz wieder bergen. Wir waren bereit für neue Abenteuer, die uns auch gleich vor der Hafeneinfahrt in Enkhuizen erwarteten. Die unter niederländischer Flagge registrierte Segelyacht „Moos“ hatte Motorprobleme und bat uns um Schlepphilfe, die wir gerne anboten. Um 19:20 legten wir im Companieshaven von Enkhuizen an.

 

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Die Moos wird in Schlepp genommen

 

Tag 7: Vorbereitung der Schiffsabgabe und Abschlussessen

Während Gott am siebten Tag ruhte, stand bei uns der grosse Putztag an. Gleich nach dem Frühstück pumpten wir den Fäkalientank ab, übten das Ankermanöver im Becken vor dem Zuiderseemuseum und wechselten anschliessend in den Buitenhaven von Enkhuizen, um das Boot zu putzen. Um 18:30 war das Schiff blitzblank, das Gepäck gepackt und die mittlerweile ausgezeichnet eingespielte Crew bereit für das vorerst letzte gemeinsame Abendessen. Im Restaurant De Drie Haringe genossen wir Wein und Speisen und blickten auf eine äusserst lehrreiche Segelwoche zurück. Ein herzliches Dankeschön an die Skipperin, Ute Kunze, und den Skipper 2, Riet Schocher, für die Vorbereitung und ihre Begeisterung dafür, frischen Seglerinnen und Segler ihren grossen Erfahrungsschatz didaktisch klug und empathisch weiterzugeben.

 

 

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